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Ein Erlebnisbericht vom IRONMAN 2001
von Paul Richter
Meine ersten Gedanken nach dem Aufwachen
galten dem bevorstehenden Ereignis IRONMAN. Aufregung verspürte ich
interessanter Weise allerdings noch nicht. Draußen wars noch richtig Nacht und ich
machte mich daran aufzustehen und mein Frühstück zu bereiten. Frühstück bedeutet am Ironman-Tag letzte Hauptmahlzeit vor dem Wettkampf. Die ersten beiden Gänge bestanden aus je zwei Schalen Cornflakes gemischt mit Schokoflakes und Milch. Auf den Kaffee verzichtete ich und dann gabs noch Hörnchen (die ich schon am Vorabend gekocht hatte) ohne etwas dazu. Der Genussfaktor blieb dabei eher im Hintergrund, das störte mich aber nicht weiter. Nach dem Frühstück hätte ich noch etwa 1 Stunde Zeit gehabt um zu schlafen, konnte allerdings nicht mehr einschlafen. So ließ ich den geplanten Wettkampfablauf durch den Kopf gehen und stimmte mich positiv auf die anstehende Herausforderung ein. Unzählige Gedanken schießen dir durch den Kopf wie zB.: - Wie verkraftest du das heiße Wetter mit bis zu 34°C oder - Wie wird es mir beim Schwimmen ergehen? Schließlich war ich noch nie 3,8 km in
einem Stück durchgekrault. Ich stapfte nun im Morgengrauen Richtung
Startgelände und es herrschte eine eigenartige Stimmung. Eine Art Ruhe vor dem
Sturm. Als erstes ging ich zur Radwechselzone um zu sehen, ob am Bike (das schon am
Vortag abgegeben werden musste) noch alles OK war. Dort traf ich auch noch Thommy Gössl,
wir führten etwas Small talk, erinnerten uns nochmals gegenseitig an das primäre Ziel
von heute, nämlich die Ziellinie und verloren uns wieder aus den Augen. Am Weg ins
Strandbad zur Körperbeschriftung, passierte ich auch den Zielbereich und getraute mich
vor lauter Ehrfurcht gar nicht hinzusehen. Die Startnummern werden den Athleten mit
dicken, wasserfesten Stiften auf Oberarm und Schenkel gemalt. Da hörte ich zum ersten Mal
einen Satz, den ich im weiteren Tagesverlauf weitere unzählige Male hören sollte:
A supa Startnummer host. Gemeint war damit meine Startnummer 1111. Inzwischen
war es 6:00 Uhr, noch eine Stunde bis zum Start. Nach einem kurzen Lokalaugenschein am
Schwimmstart und sichten der ersten Bojen, setzte ich mich in die Wiese und versuchte mich
etwas zu entspannen. Die Wettkampfaufregung war jetzt richtig eingeschossen, ein Gefühl
wie man bei kleineren Wettkämpfen oder im alltäglichen Leben nicht zu spüren bekommt.
Nun die letzten Vorbereitungen: Neoprenanzug anziehen, Bekleidungstasche abgeben, ein
letztes Mal auf´s WC und rein in die Startzone. Musik hämmerte mit Beats aus den Boxen
die mit meinem Herzschlag locker mithalten konnten (ca. 110-120). Der Mann am Mikro
erzählte uns permanent wieviele Minuten es noch bis zum Start seien. Ladies and
Gentleman, X-Minutes to go. 1350 Starter (angemeldet waren 1458) aus 42 Ländern
warteten auf den Start.
Ein beeindruckendes Bild und dazu die
Kulisse einiger tausend Zuseher die die Athleten lauthals in die Fluten des Wörtersee´s
hinausjagten. Die ersten Meter sind fast wie ein Boxkampf im Wasser, ich ließ mir aber
Zeit, denn was sind schon ein paar Sekunden mehr oder weniger bei einer geplanten
Wettkampfzeit von 12 bis 13 Stunden. Nach zwei bis drei Minuten kam ich einigermaßen ins
Kraulen. Orientieren ist zu diesem Zeitpunkt nur am Vordermann möglich, erst nach ca. 10
Minuten als das Feld gestreckter war, konnte man die Bojen wieder sehen. Die
Schwimmstrecke beträgt beim IRONMAN 3,8 km wobei die KlagenfurterVeranstalter als Gag
für die Zuseher und Athleten bei ca. der Hälfte der Schwimmstrecke einen 50m Landausflug
eingebaut hatten. Dies ist sowohl für die Zuseher als auch für die Sportler eine tolle
Sache. Noch immer waren die Stege mit den Zusehern gerammelt voll und das begeisterte
Publikum feuerte uns an. Ich kann sogar von einer Menge kreischender weiblicher Fan´s
berichten. Beim Ausstieg standen viele ZuseherInnen bis zu den Waden, nur wenige Meter von
uns Sportlern entfernt, im Wasser. Ich konnte es einfach nicht lassen, kräftig ins Wasser
zu langen uns sie anzuspritzen. Der Effekt (Kreisch) hat mich so begeistert,
dass ich dies beim 50 Meter entfernten Wiedereinstieg wiederholte. Zum Sportlichen:
Der zweite Schwimmabschnitt ging rasch vorüber, mein Tempo war, weil gleichmäßig
geschwommen, gut gewählt. Mit einer Schwimmzeit von 1:20 h war ich um gut 15
Minuten schneller als ich mir selbst zugetraut hatte (1:20 h entspricht ca. 21 Minuten pro
km, im Hallenbad erreichte ich ohne Neoprenanzug max. 27 Minuten pro km). So wurde die von
mir zuvor so ungeliebe Disziplin fast zur Lieblingsdisziplin. Den Wechsel auf´s Rad führte ich zügig
aber nicht hektisch durch. Obwohl das Radfahren zeitmäßig den längsten Anteil hat,
freute ich mich schon darauf und war mir sicher es würde richtig Spaß machen. Beflügelt
von der schnellen Schwimmzeit ließ ich das Rad richtig laufen. Wichtig war nun viel
trinken (Wasser), regelmässig Essen (PowerGel, Bananen, Magnesium) und einen
Pulsbereich von ca. 125 Schläge/Minute einzuhalten. Der 60 km Radrundkurs war 3x zu
bewältigen und hatte mit dem Rupertiberg einen kräftigen Anstieg zu verzeichnen. Als
Mountainbiker stören mich auch steile Anstiege naturgemäß nicht, allerdings ist bei 180
km Radfahren Kräfteeinteilung oberstes Gebot. Entlang der Strecke herrschte gute bis
tolle Stimmung, speziell am Berg wurden wir kräftig angefeuert. Zwei Mal sah ich meine
liebe Frau mit den Kids an der Radstrecke, sowie einige Freunde und Bekannte (3
Kosmopiloten, Alfred Wohlschlager, Gerald, Karin und Stefan)
die zum Teil extra von Wien nach Klagenfurt gekommen waren. Die 1. und 2. Runde fuhr ich
etwa gleich schnell und ich entschied mich in der 3. Runde das Tempo zu reduzieren, da ich
1) zeitmäßig ohnehin viel besser unterwegs war als erwartet und 2) mein Ziel
schließlich zu finishen war und nicht am Bike besonder schnell zu sein. Für Statistikfans: 1 Runde 1:55 h bei einem
durchschnittlichen Puls von 129 Schlägen/Minute, 2 Runde 1:56 h bei einem
durchschnittlichen Puls von 128 Schlägen/Minute, 3 Runde 2:01 h bei einem
durchschnittlichen Puls von 122 Schlägen/Minute. Beim Radfahren verbesserte ich meine
Position um ca. 250 Plätze vom 1115 Platz auf den 8xx Platz. Die ersten Km waren ein echtes
Vergnügen. Mit einem Tempo von anfänglich 5:40 min/km bis 6:00 min/km war ich genau so
unterwegs wie ich mir das gewünscht hatte. Die Laufstrecke, ein Wendekurs der 2 Mal zu
bewältigen war, und führte die Sportler bis in die Altstadt von Klagenfurt. Man
begegnete hier ständig Sportler (eh klar, Wendekurs), überholte oder wurde selbst
überholt.
Das erste Highlight der
Laufstrecke war die Streckenführung durch das bummvolle Strandbad von Krumpendorf. Tolle
Stimmung durch die noch immer, bzw. gerade hier zahlreichen Zuseher, obwohl zu diesem
Zeitpunkt des Rennens die besten Profiathleten schon in Zielnähe waren. Inzwischen hatte
es über 32°C im Schatten und als normaler Mensch verzichtet man bei der Hitze auf jede
unnötige Bewegung. Ab Km 12 wurde es schön langsam aber sicher mühsamer. Bei gleich
bleibendem Puls (ca. 130 Schläge/Min) entwickelte sich mein Lauftempo in Richtung
6:30min/Km. Der Gedanke erst 1/3 der Strecke (also so ca. bei Km 14) absolviert zu haben
nagte an der Moral und ich merkte zu diesem Zeitpunkt das es zäh werden würde
(Schließlich und endlich heißt der Bewerb IRONMAN, also kann und darf es ja gar nicht
sein, dass die Sache nur locker und bequem abläuft, also nur nicht meckern). Etwas
Müdigkeit in den Beinen, aber vor allem die Hitze setzte uns allen kräftig zu. Viele
Athleten liefen nicht mehr, sondern gingen. Ich dachte mir: Laufen, laufen, laufen,
nur nicht stehen bleiben. Selbst an den Labestationen absolvierte ich die Nahrungs- und
Getränkeaufnahme laufender Weise. Trinktechnik während des Laufens hatte ich mir schon
seit längerem angeeignet. Hier geht es nicht darum Sekunden zu schinden sondern um stehen
bleiben zu vermeiden. Dies signalisiert dem Körper nämlich Stopp, aus ,
vorbei und das musste so lange wie möglich vermieden werden. Nach 4 Km schnell gehen (eigentlich war
ich froh, dass ich flott gehen konnte, es hätte ja auch schlimmer sein können) startete
ich wieder einen Laufversuch und hielt wieder einige Kilometer durch. Bei km 30 passierte
ich abermals Gerald & Co. Besonders gut ging es mir nach wie vor nicht, hatte mich
aber damit abgefunden den Rest der Strecke wohl mehr gehender als laufender Weise
absolvieren zu müssen. (inzwischen konnte man sich beim Anblick der Athleten ohnehin des
Eindrucks eines kollektiven Wandertags nicht erwehren.) Gerald entschloss sich mich zu
begleiten und zu unterstützen. Kurz darauf entdeckte ich Barbara handytelefonierend am
Streckenrand im Schatten eines Baumes. Sicherheitshalber beschwerte ich mich bei ihr über
ihre all zu bequeme Lage (sitzen & Schatten) worauf sie auch ein Stück mitläuft um
sich zu erkundigen wie es mir geht. Antwort: Danke, heiß, scheiß Krampf, freue
mich schon auf Bier und Schnitzel! Die nächsten Kilometer quatschten Gerald und ich
pausenlos, sodass die Zeit wie im Flug verging. Ich weiß nicht mehr was wir da die ganze
Zeit redeten, ausgenommen über Geralds zukünftige Ausbildungspläne zum Heilmasseur,
aber es war sicher viel Blödsinn dabei. IRONMAN gefinished in 12:29:08h!
Unmittelbar nach der Ziellinie erwartete
mich meine Frau Barbara mit unseren beiden Buben und so konnten wir diesen Moment auch
gemeinsam genießen. Danach ruhte ich mich ein bisschen aus
und freute mich darüber mit Barbara, den Kids, Gerald, Karin & Co. mich unterhalten
zu können. Geteilte Freude ist doppelte Freude! Danach folgte noch Duschen, Schnitzel
& Bier! Paul Richter I'm a Free Eagle! Born to
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(c) Paul Richter, FREE EAGLE Fun
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