MTB Marathon Graz / Stattegg
(29.9.2002)
... und mich dann 700hm in die Tiefe stürzte!
(Ein Race Report von Michi Strasser)
Nach dem Einquartieren in unserem Appartement
und spätem, dafür ausgiebigem Mittagessen, gings zuerst mal 1,5h auf die Straße
einfahren.
Danach wollten wir eigentlich noch unsere Startnummern aus Stattegg holen, doch war dies
nur bis 17:00 möglich. So kannten wir wenigstens den Weg zum Start/Ziel-Bereich, und wir
fanden einen Zettel mit dem tatsächlichen Höhenprofil der Runde, wobei ich nicht weiß
ob das für die Psyche tatsächlich so gut war: eine Runde hatte 50km und 2150
Höhenmeter. Für Florian, der eine Runde fahren wollte, kein Problem, Gerald und ich
hatten aber die lange vor (= 2 Runden = satte 4300 Höhenmeter), und irgendwie machten
mich die Gedanken an den nächsten Tag und die kommende, stundenlange Quälerei doch etwas
nervös.
Früh am nächsten Morgen (auf mein drängen, denn nichts macht mich fertiger, als
unnötiger Stress vorm Start) fuhren wir dann ans andere Ende von Graz zum Start.
Beim Einfahren war ich noch am Überlegen mit Ärmlingen oder gar Beinlingen zu fahren,
doch entschied ich mich dann wieder einmal dazu, kurz-kurz zu starten. Und wie schon bei
den Rennen am letzten und vorletzten Wochenende, wos beim Start ähnlich kalt war, war
meine Entscheidung goldrichtig: Schon nach einiger Zeit kam die Sonne heraus und es wurde
angenehm warm (die Luft, ich selbst war schon heftigst am schwitzen). Und wieder einmal
konnte ich oft ein Lächeln nicht unterdrücken wenn neben mir jemand in langer Hose und
Fleecejacke den Berg hinaufschnaufte.
Ziemlich genau 20 min nach dem Start, ich war wie so oft in keiner Gruppe unterwegs, und
konnte vor mir auch niemanden mehr sehen, bog ich das erste mal falsch ab, und fuhr ca
100hm (laut Polar) eine falsche Straße Vollgas hinunter. Vollkommen verzweifelt und den
Tränen nahe (soll der Tag Urlaub am Samstag, das Quartier, das Startgeld, das Training,
die Benzinkosten, etc... schon wieder, wie ins Aspang, umsonst sein????) entschied ich
mich dann noch einmal den Berg hinaufzufahren und vielleicht dort weiterzufahren, wo der
Pfeil eindeutig NICHT hinzeigt. Dies war zum Glück der richtige Weg, und obwohl ich
anfänglich sehr aufgebracht über die Aktion war, wars mir nach kurzer Zeit eigentlich
egal, weil was sind schon 8min bei einer geplanten Fahrzeit von weit über 7h?
Ca. 10 min später verfuhr ich mich noch einmal, doch diesmal wars 1. nicht dramatisch
weil die Aktion nur 10 sek kostete, und 2. konnte ich anhand der unzähligen Bremsspuren
erkennen das ich hier wahrscheinlich der 97. Falschabbieger war.
Nach der folgenden Singletrail-Abfahrt gings dann einige Zeit teilweise auf Asphalt,
meistens aber über Singletrails und Schotterstraßen zum
"Bürgermeister-Downhill", einem bis zu 30 % steilen Singletrail im Wald. Zwar
schnürrl-gerade, war der Weg doch für viele eine erhebliche Herausforderung.
Über eine Asphaltstraße gings dann, vorbei an der 2. Labe, zur Schotterstraße die auf
den Schöckel hinaufführte.
Auf dieser Fortstraße, ungefähr auf halbem Wege, meldeten sich meine Beine zum ersten
Mal, und irgendwie war ich für einige Zeit doch recht demotiviert, angesichts der noch
kommenden Stunden.
Doch alle meine Zweifel und schlechten Gedanken waren wie weggeblasen als ich auf 1440m
Seehöhe ankam, mir eine halbe Wuaschtsemmel einwarf und mich dann 700 hm in die Tiefe
stürzte. Den Anfang machte eine sauschnelle Wiesenabfahrt. Mit Highspeed traf man dann
auf ein extrem steiles Geröllfeld mit teilweise Kopfpolster-großen Steinen zwischen
denen man herumfahren musste. Ich bin diese Stelle heuer bei einer mehrtägigen Alpentour
im strömenden Regen gefahren bzw. habe eigentlich das meiste geschoben und konnte mir
damals nicht vorstellen diese Passage bei Schönwetter, wenn alles trocken ist, zu fahren.
Doch am Sonntag klappte alles und ich fuhr in beiden Runden die Stelle wirklich sauber,
und konnten bei dieser und den nachfolgenden schweren Stellen im Wald, die Bikern die kurz
vorm Gipfel des Schöckels in der 2. Runde noch knapp hinter mir waren, ordentlich
abhägen.
Vor allem in der 1sten, aber auch in der 2ten Runde waren sehr viele Wanderer und
Zuschauer unterwegs, vor allem auf dem Wiesenstück und auf der Geröllpassage. Es war ein
tolles Gefühl unter dem Beifall und den Zurufen der Leute da hinunterzusausen bzw. sich
irgendwo eine Ideallinie zwischen den Steinen zu suchen, hinunter wo sich mancher
Fußgänger schwer tut, unfallfrei runter zukommen.
Nach 6km Raserei bergab gabs dann noch einen 250hm Anstieg den ich in der ersten Runde
ordentlich unterschätzt hatte und etwas zu schnell anging. Von dort führte dann zuerst
eine Forststraße mit Faustgroßen Steinen und dann ein schöner Singletrail im Wald
hinunter ins Ziel.
Im Kaprun kam ich nach 100km, aber nur 3500hm vollkommen fertig ins Ziel und musste mich
zuerst einmal 20 min auf die Straße legen ehe ich wieder ansprechbar war. Diesmal, obwohl
800 hm mehr, war ich nur 10 min länger unterwegs, nämlich 7h55min, radelte nach der
Ankunft locker zu meinem Auto, packte die Sachen ein, holte mir mein Essen, und fuhr dann,
ohne Kreislaufkollaps oder ähnlichem gehabt zu haben, nach Hause
Jetzt, nach meinem 14. Rennen heuer, fühle ich mich doch ein wenig müde, und so sind
bereits alle Mtb-Renn-Sachen irgendwo verstaut, das Bike liegt dreckig und zerlegt immer
Keller, und ich stopf die ganze Zeit nur noch ungesunde Sachen in mich(i) rein.
Aber nur 4 Wochen bis zum 1. November, dann sinds noch genau 247 Tage, und es wird Zeit
mit der richtigen Vorbereitung zu Beginnen.
Für Was ? Mein Profil lesen, wenn's
endlich online is (kleiner Seitenhieb auf Paul :-)
Anm. v. Paul: Jetzt ist es online!
Michi Strasser
(29.9.2002)
I'm a Free Eagle! Born to
have fun!
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