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Filosof(a) #2

Sportinflation
(von Michi Schiffer)

 

letzten sonntag morgen brauchte ich einen ~ halbstündigen download vom teletext in mein gehirn,nur um mich über die sportarten zu informieren, die mich WIRKLICH interessieren: vorläufe schwimm-wm, atp und wta miami, die ergebnisse der fußball-em-quali und ihre auswirkung auf die tabellen. die cross-wm ersparte mir der orf, die fand in diesem medium nicht statt - fürs internet war ich zu faul, da schaute ich am abend kurz, was die konkurrenz bei diversen laufveranstaltungen so g'rissen hat

 auch wenn's uns im täglichen sportlerleben nicht bewusst ist, weil man  mitten drin steckt, weil man sich rasch an neues gewöhnt, vermutlich auch deswegen, weil man den überblick längst verloren hat......: die sportinflation schreitet ungefähr so rasch voran wie die entwicklung in der informationstechnologie.

vor sagen wir mal 20 jahren war das sportangebot noch ziemlich überschaubar: da gab's die hauptsportarten des jeweiligen landes, dier, die man selber ausüben könnte (ohne nach timbuktu zu fliegen oder von den nachbarn für irrsinnig gehalten zu werden), die olympischen und noch ein paar alteingesessene dazu, das war's.

mittlerweile hat sich die anzahl der professionell ausgeübten und/oder vermarkteten sportarten gut und gern verdoppelt - der sportARTEN wohlgemerkt, dazu kommt eine enorme aufblähung im bereich unterdisziplinen und bewerbe und die tendenz nahezu aller sportarten, ganzjährig präsent zu sein.

 1sportsender (ja, ich hab seit neuestem sat!!!) packt das ganze längst nicht mehr, für 2 oder 3 gilt ähnliches: keine chance bei dem volumen an events, wohlgemerkt mit KONTINENTALER bedeutung, denn viel von dem , was wir für weltsportarten halten, hat global gesehen höchstens regionale bedeutung

 logisch, dass sich die sportwelt für alle beteiligten - aktive, funktionäre, zuschauer, medien, sponsoren....- grundlegend verändert hat...zu den auswirkungen ein paar gedanken:

die auswahl ist groß, sowohl für aktive wie für zuschauer. die anzahl der ausübbaren sportarten hat sich in österreich vervielfacht,  auch die gesellschaftliche akzeptanz des sports insgesamt, auch von trend- und randsportarten.

 olympia hinkt hilflos hinterher. halbherzig und orientierungslos wird (meist doch nicht) ausgemistet, trendsportarten halbherzig integriert, meist dann , wenn der boom schon längst vorbei ist.

aber was sind schon grundsportarten: einiges an den "basics" ist durch doping ziemlich versaut, durch die zunehmende ausreizung wird anderes ziemlich problematisch für sicherheit und gesundheit. in anderen sportarten , die von schieds- oder kampfrichtern abhängig sind, werden durch die herrschende leistungsdichte die meisten hochkarätigen bewerbe von diesen entschieden.

andererseits ist alles, worin sich menschen gerne vergleichen und was annähernd was mit körperlichen fähigkeiten zu tun hat, durchaus olympiawürdig. heute lacht man darüber, dass früher seilziehen olympisch war - na, so bled find i des gar net. wie wär's mit einem rope-pulling-revival

es gilt noch immer: wo vögel sind, fliegen vögel zu: für die meisten menschen sind sportarten, die von vielen ausgeübt werden,noch immer interessanter als solche, wo man quasi allein dasteht. die vorteile liegen auf der hand: viele gleichgesinnte, mit denen man den sport ausüben kann, mit denen man sich austauschen kann, mit denen man sich messen kann. in der folge viele wettkämpfe und entsprechendes medieninteresse, was wieder zur folge hat, dass auch der nachbar (von mir immer als bild für die nichtsportliche umwelt hergenommen) von meiner sportart eine ahnung hat , was bewirkt, dass mein selbstwertgefühl als sportler/fan steigt.

die trends mit allen ihren folgen haben aber eine viel geringere halbwertszeit als früher: binnen eines jahrzehnts ist eine boom-sportart schnee von gestern und dümpelt vor sich hin, gesellt sich in eine reihe mit ehemals elementaren sportarten wie boxen oder geräteturnen. ganz sterben tun die wenigsten, schließlich ist ein gewisser grundstock an menschen und strukturen vorhanden.

es entwickelt sich also ein großer pool von sportarten, die in jeder beziehung zum leben zu wenig und zum sterben zu viel haben.1-2x im jahr im "sportbild", ein bisserl jammern (geld,nachwuchs), funktionäre, die in die jahre kommen......aber auch sie sind nicht tot und kämpfen um ihr stück des kuchens, des kuchens von sportlich aktiven und fans in der bevölkerung, der medienpräsenz und der sponsorgelder. dieser kuchen ist nur begrenzt erweiterbar und so bleibt in vielen sportarten ein im boom hochgezüchtetes spitzenniveau vor quasi leeren futtertöpfen. irgendwo auf der welt boomt aber sicher auch gerade diese sportart und so ist das internationale niveau wie in mittlerweile fast allen bereichen sehr hoch, die chance zu lorbeeren und schlagzeilen zu kommen sehr gering. in diesem teufelskreis befinden sich viele österreichische verbände.

nächster schritt: öffentlichkeitsoffensive: nur wer in den medien is, is wer , und weil der ganze dschungel mittlerweile so unübersichtlich ist, kann ich einem quotengeilen redakteur eigentlich alle gschichtln liefern: tolle erfolge, tolle wettkämpfe, tolle jugendarbeit,aber leider.....

50% aller aufmacher in den medien haben irgendeinen haken, sind subjektiv einseitig, manipulativ,marktschreierisch überzogen, fachlich nicht haltbar oder schlicht falsch - hauptsache,sie fallen auf.

eh ka problem, denn in 2 tagen hat's eh scho jeder wieder vergessen, der selbstversuch lohnt!!!! jeder kann problemlos anhand des eigenen gedächtnisses nachprüfen, wie kurzlebig ruhm, schmach und sensationen geworden sind.

natürlich führt ein zuviel an etwas bei allen beteiligten zu einer gewissen abstumpfung: die sportler haken sieg und niederlage schnell ab und ziehen zum nächsten highlight, die zuschauer urteilen von oben herab wie immer und ziehen sich das nächste event rein.

vom hero zum trottel sind es oft nur 24 stunden oder weniger, alle beteiligten schwimmen auf der hochschaubahn mit und können sich ihr nur selten entziehen. außenseiter schlägt favoriten - schlagzeile - zieht nächste woche gegen den gleichen gegner den kürzeren, was wieder eine schlagzeile zu folge hat, weil ja diesmal wieder der außenseiter gewonnen hat (das is wirklich so!!!!man beobachte mal berichte über nichtösterr. sportler bzw. nichtsuperstars,bei denen is man nämlich in seiner einschätzung befangen und das gedächtnis is nicht so  kurz...)

hunderttausende menschen weltweit geben ihr bestes, um irgendwann etwas vom kuchen des ruhms, der anerkennug abzukriegen. hunderttausende arbeiten hochprofessionell, um vielleicht einmal irgendwann in die nähe der bereiche zu kommen, wo man von profi im sinne des davon leben könnens sprechen kann.geld hat im sport noch selten jemanden motiviert, abgesehen vielleicht von  versauten sportarten wie fußball, und selbst da nützt alles nix mehr, wenn ausgebannte stars am ende der saison einfach nimmer können. ja, es ist viel geld im sportgetriebe im umlauf, aber es ist ersten sehr ungerecht verteilt, und es reicht beiweitem nicht aus, 99% aller leistungssportler auch nur einen hilfsarbeiter- stundenlohn zu zahlen.

habe ich jetzt ein düsteres bild gezeichnet??

vielleicht,aber wenn alles beliebig und unübersichtlich ist, reduziert   sich sport wieder für alle, sportler und fans,  auf das wesentliche:das persönliche erlebnis und die bereicherung unseres lebens durch all das, was mit dem sport zusammenhängt.und das ist allemal grund genug, sich reinzuhaun,odr????

Michi Schiffer


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