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Sportinflation
letzten sonntag morgen brauchte ich einen ~
halbstündigen download vom teletext in mein gehirn,nur um mich über die sportarten zu
informieren, die mich WIRKLICH interessieren: vorläufe schwimm-wm, atp und wta miami, die
ergebnisse der fußball-em-quali und ihre auswirkung auf die tabellen. die cross-wm
ersparte mir der orf, die fand in diesem medium nicht statt - fürs internet war ich zu
faul, da schaute ich am abend kurz, was die konkurrenz bei diversen laufveranstaltungen so
g'rissen hat vor
sagen wir mal 20 jahren war das sportangebot noch ziemlich überschaubar: da gab's die
hauptsportarten des jeweiligen landes, dier, die man selber ausüben könnte (ohne nach
timbuktu zu fliegen oder von den nachbarn für irrsinnig gehalten zu werden), die
olympischen und noch ein paar alteingesessene dazu, das war's. mittlerweile
hat sich die anzahl der professionell ausgeübten und/oder vermarkteten sportarten gut und
gern verdoppelt - der sportARTEN wohlgemerkt, dazu kommt eine enorme aufblähung im
bereich unterdisziplinen und bewerbe und die tendenz nahezu aller sportarten, ganzjährig
präsent zu sein. die
auswahl ist groß, sowohl für aktive wie für zuschauer. die anzahl der ausübbaren
sportarten hat sich in österreich vervielfacht, auch
die gesellschaftliche akzeptanz des sports insgesamt, auch von trend- und randsportarten. aber was sind schon grundsportarten: einiges an
den "basics" ist durch doping ziemlich versaut, durch die zunehmende ausreizung
wird anderes ziemlich problematisch für sicherheit und gesundheit. in anderen sportarten
, die von schieds- oder kampfrichtern abhängig sind, werden durch die herrschende
leistungsdichte die meisten hochkarätigen bewerbe von diesen entschieden. andererseits ist alles, worin sich menschen
gerne vergleichen und was annähernd was mit körperlichen fähigkeiten zu tun hat,
durchaus olympiawürdig. heute lacht man darüber, dass früher seilziehen olympisch war -
na, so bled find i des gar net. wie wär's mit einem rope-pulling-revival es
gilt noch immer: wo vögel sind, fliegen vögel zu: für die meisten menschen sind
sportarten, die von vielen ausgeübt werden,noch immer interessanter als solche, wo man
quasi allein dasteht. die vorteile liegen auf der hand: viele gleichgesinnte, mit denen
man den sport ausüben kann, mit denen man sich austauschen kann, mit denen man sich
messen kann. in der folge viele wettkämpfe und entsprechendes medieninteresse, was wieder
zur folge hat, dass auch der nachbar (von mir immer als bild für die nichtsportliche
umwelt hergenommen) von meiner sportart eine ahnung hat , was bewirkt, dass mein
selbstwertgefühl als sportler/fan steigt. die
trends mit allen ihren folgen haben aber eine viel geringere halbwertszeit als früher:
binnen eines jahrzehnts ist eine boom-sportart schnee von gestern und dümpelt vor sich
hin, gesellt sich in eine reihe mit ehemals elementaren sportarten wie boxen oder
geräteturnen. ganz sterben tun die wenigsten, schließlich ist ein gewisser grundstock an
menschen und strukturen vorhanden. es
entwickelt sich also ein großer pool von sportarten, die in jeder beziehung zum leben zu
wenig und zum sterben zu viel haben.1-2x im jahr im "sportbild", ein bisserl
jammern (geld,nachwuchs), funktionäre, die in die jahre kommen......aber auch sie sind
nicht tot und kämpfen um ihr stück des kuchens, des kuchens von sportlich aktiven und
fans in der bevölkerung, der medienpräsenz und der sponsorgelder. dieser kuchen ist nur
begrenzt erweiterbar und so bleibt in vielen sportarten ein im boom hochgezüchtetes
spitzenniveau vor quasi leeren futtertöpfen. irgendwo auf der welt boomt aber sicher auch
gerade diese sportart und so ist das internationale niveau wie in mittlerweile fast allen
bereichen sehr hoch, die chance zu lorbeeren und schlagzeilen zu kommen sehr gering. in
diesem teufelskreis befinden sich viele österreichische verbände. nächster
schritt: öffentlichkeitsoffensive: nur wer in den medien is, is wer , und weil der ganze
dschungel mittlerweile so unübersichtlich ist, kann ich einem quotengeilen redakteur
eigentlich alle gschichtln liefern: tolle erfolge, tolle wettkämpfe, tolle
jugendarbeit,aber leider..... 50%
aller aufmacher in den medien haben irgendeinen haken, sind subjektiv einseitig,
manipulativ,marktschreierisch überzogen, fachlich nicht haltbar oder schlicht falsch -
hauptsache,sie fallen auf. eh ka
problem, denn in 2 tagen hat's eh scho jeder wieder vergessen, der selbstversuch lohnt!!!!
jeder kann problemlos anhand des eigenen gedächtnisses nachprüfen, wie kurzlebig ruhm,
schmach und sensationen geworden sind. natürlich
führt ein zuviel an etwas bei allen beteiligten zu einer gewissen abstumpfung: die
sportler haken sieg und niederlage schnell ab und ziehen zum nächsten highlight, die
zuschauer urteilen von oben herab wie immer und ziehen sich das nächste event rein. vom
hero zum trottel sind es oft nur 24 stunden oder weniger, alle beteiligten schwimmen auf
der hochschaubahn mit und können sich ihr nur selten entziehen. außenseiter schlägt
favoriten - schlagzeile - zieht nächste woche gegen den gleichen gegner den kürzeren,
was wieder eine schlagzeile zu folge hat, weil ja diesmal wieder der außenseiter gewonnen
hat (das is wirklich so!!!!man beobachte mal berichte über nichtösterr. sportler bzw.
nichtsuperstars,bei denen is man nämlich in seiner einschätzung befangen und das
gedächtnis is nicht so kurz...) hunderttausende
menschen weltweit geben ihr bestes, um irgendwann etwas vom kuchen des ruhms, der
anerkennug abzukriegen. hunderttausende arbeiten hochprofessionell, um vielleicht einmal
irgendwann in die nähe der bereiche zu kommen, wo man von profi im sinne des davon leben
könnens sprechen kann.geld hat im sport noch selten jemanden motiviert, abgesehen
vielleicht von versauten sportarten wie
fußball, und selbst da nützt alles nix mehr, wenn ausgebannte stars am ende der saison
einfach nimmer können. ja, es ist viel geld im sportgetriebe im umlauf, aber es ist
ersten sehr ungerecht verteilt, und es reicht beiweitem nicht aus, 99% aller
leistungssportler auch nur einen hilfsarbeiter- stundenlohn zu zahlen. habe
ich jetzt ein düsteres bild gezeichnet?? vielleicht,aber
wenn alles beliebig und unübersichtlich ist, reduziert
sich sport wieder für alle, sportler und fans, auf das wesentliche:das persönliche erlebnis und
die bereicherung unseres lebens durch all das, was mit dem sport zusammenhängt.und das
ist allemal grund genug, sich reinzuhaun,odr???? Michi Schiffer
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